Bloggende Praktikanten
Die Vorlesungsfreie Zeit verbringe ich diesmal mit der Betreuung von Studierenden im integrierten Schulpraktikum. Das 4-wöchige Praktikum ist verbunden mit einem Vorbereitungs- und einem Nachbereitungsseminar.
Wie ich es seit einigen Semestern in (fast) allen meiner Lehrveranstaltungen anempfehle, soll auch hier mit einem ePortfolio gearbeitet werden. Das ist hier doppelt sinnvoll, weil es Praktikum und Vor- und Nachbereitungsseminar über eine Laufzeit von fast einem Jahr semantisch vernetzen kann und auch eine recht gute Grundlage für einen problemorientierten Praktikumsbericht liefert. Bei anderen Seminaren verbinde ich die Portfolio-Arbeit gern mit dem Assessment und mache am Ende des Semesters eine kurze mündliche Prüfung, bei der mir die Studierende anhand ihres Portfolios erläutern, womit sie sich im vergangenen Semester gedanklich beschäftigt haben und wie sie es mit anderen gedanklichen Beschäftigungen im Studium (und außerhalb) verbinden.
Wie immer empfehle ich verschiedene Tools für das ePortfolio:
- study.log -> http://www.studylog.de (die Eigenentwicklung natürlich an erster Stelle)
- blog -> z.B. http://www.wordpress.de oder WordPress zum installieren auf dem eigenen Webspace: http://wordpress-deutschland.org (Beispiel, aus einem ePortfolio-Auftrag in meinem Seminar „Pädagogische Medientheorie am Beispiel web 2.0“ hervorgegangenes und inzwischen extrem viel beachtetes blog von Jonas Wegner: http://histucation.wordpress.com/)
- Desktop-wiki -> z.B. http://moinmoin.wikiwikiweb.de/DesktopEdition (Sehr gut auch für Arbeit in der Schule, weil gut kompatibel mit USB-Sticks)
- Online-Wiki -> z.B. http://www.pbwiki.com
- ePortfolio Mash Up with GoogleApps: http://electronicportfolios.org/google/
- Persönlicher Raum im CommSy
- Portfolio als Comic? Auch eine ganz interessante Erfahrung, ausprobiert in meinem Seminar „Aktuelle Medien und Kunstpädagogik“ -> Comic life, http://plasq.com/comiclife
- weitere (technische) Möglichkeiten und Hintergründe: http://www.wikieducator.org/MOSEP_MainModule
Verblüffend für mich: Bei dieser Veranstaltung wird extrem viel geblogged. Immerhin 14 von 24 Studenten nutzen (für diesen Zweck neu eingerichtete) blogs als Portfolio-Tool. Das ist erstaunlich, weil beim blog theoretisch die ganze Welt mitlesen kann, und (obwohl sie das ganz sicher nicht tut) nach meinen Erfahrungen mit dem bloggen entsprechende Ängste, auch die eigenen Schwächen öffentlich zu machen, verbunden werden. (r. hatte dazu auch kürzlich hier nebenan geschrieben: loveitorchangeit: Plädoyer für offene ePortfolios) Vielleicht ist in diesem Fall (Schulpraktikum, erste Erfahrungen auf der „anderen Seite des Lehrerpults“, Auseinandersetzung mit der eigenen Interpretation der Lehrerrolle usw.) aber gerade das Öffentlichkeitsargument in die andere Richtung überzeugend, weil es ganz offenbar hilft, beruhigt, fasziniert, … den anderen bei den gleichen Erfahrungen über die Schultern zu gucken?
Nicht ganz unschuldig an der Bloggerei sind aber sicher auch r., der von Zeit zu Zeit ausgeholfen hat, und der bloggende Lehrer Röhe, der als betreuende und mitwirkende Lehrkraft in das Praktikum eingebunden ist.
Besonders interessant finde ich dieses Phänomen vor dem Hintergrund des größten Dramas des Lehrerberufs, nämlich dass der Lehrer üblicherweise hinter sich die Tür schließt, sobald er zu arbeiten beginnt …