Rückschau Lehre SoSe 08: Wissenschaftskongress mit 2.-Semestlern und Projektstudium visual knowledge culture

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Das Sommersemester war relativ stark geprägt von der Lehre. Ich habe insgesamt 5 Lehrveranstaltungen durchgeführt und dann noch im letzten Drittel ein weiteres Seminar für einen erkrankten Kollegen übernommen. Da ich in diesem Semester auch einige ganz vielversprechende Experimente in der Lehre durchgeführt habe, scheint eine kleine Rückschau ganz angebracht.

BA-Seminar „Gesellschaftliche Bedingungen von Bildung und Erziehung“
Sehr interessant waren für mich die Erfahrungen mit den ersten Bachelor-Studenten. Ich hatte ein Seminar angeboten, in dem die Modulprüfung für das Modul „Grundlagen Erziehungswissenschaft“ abgeleistet werden muss. Die Studierenden hatten im Semester zuvor die Vorlesung „Einführung in die Erziehungswissenschaft“ und eine „Praxisbezogene Einführung in das Studium der Erziehungswissenschaft“ studiert. Nun ging es um das erste echte Seminar im Fach. Und um die erste Prüfung, die auch gleich in die BA-Abschlussnote hinein zählt. Und um die allererste Hausarbeit. Das ist etwas heikel. Die Studierendengenerationen vorher bekamen oft erst in den Examens- oder Diplomprüfungen erste Rückmeldungen über die eigenen Leistungen (was nicht immer gut ging). Nun also eine erste Prüfungsrelevante Hausarbeit … ohne zu wissen, wie man eine akademische Hausarbeit schreibt …
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Um die formalen Anforderungen mit Sinn zu füllen, habe ich mit den Studierenden einen Wissenschaftskongress mit anschließendem Tagungsband gefaked: „Wir tun mal so, als wären wir alle bereits Fachleute.“ Ich habe einen call for papers herausgeschickt für die „Internationale Forschungskonferenz“ zum Thema „Von der Bildung des Menschen zur Bildung der Communities?“ an der Universität Hamburg, organisiert von der „Forschungsstelle Medien & Bildung“ vom 9.6. – 7.7.2008. Die Studierenden mussten mir – ganz wie in real (scientific) life – diesen call zunächst mit einem Themenvorschlag (max. 1000 Zeichen) beantworten, dann musste ein Beitrag für den Konferenz-Reader geschrieben werden (max. 4000 Zeichen). Beide Texte wurden jeweils von mir und der Tutorin (nochmals Dank an Thekla für die Unterstützung!!) korrigiert und kommentiert. Auf Basis der Feedbacks wurden dann die Themen überarbeitet, in Gruppenarbeit wurden insgesamt 5 thematische Panels für die Forschungskonferenz gebildet. In 5 Seminarsitzungen wurden dann Panelweise kurze Vorträge der studierenden Experten gehalten. Auch diese wurden vom „Fachpublikum“ kommentiert. Nun, nach jeweils 3 Anläufen, wissenschaftliche Texte zu verfassen, und 3 Feedback-Runden sitzen die Studierenden an ihren Hausarbeiten bzw. schriftlichen Beiträgen zur Konferenzpublikation (die es auch tatsächlich in gebundener Form geben wird). In 2 Wochen ist Abgabetermin. Ich bin gespannt auf die Ergebnisse!! (Bin aber aufgrund der Vorarbeiten schon jetzt relativ sicher, dass es deutlich besser sein wird als übliche erste Hausarbeiten von Studienanfängern)

Die Studierenden haben mir zurückgemeldet, dass es zwar recht anstrengend war, soviel Texte zu produzieren, und auch die Gedanken z.T. schon sehr früh, bevor das Thema wirklich ausgearbeitet war (das geht auch manchem Profi immer wieder so …), in Textformen bringen zu müssen, aber dadurch sei die Auseinandersetzung mit dem eigenen Thema sehr intensiv gewesen. Die Struktur des Seminars und die Idee des Wissenschaftskongresses für Studierende wurden allgemein gelobt und für nachahmenswert erklärt.

Hauptseminar „visual knowledge building“
Dieses Seminar hatte eine vergleichsweise total offene Struktur. Es war als „Projektseminar“ angekündigt. Die Studierenden sollten sich eigene Forschungsthemen suchen bzw. konstruieren und darüber selbständig (gern auch in Gruppen) arbeiten. Auch sollte es Ihnen möglich sein, sich an einem echten Forschungs- und Entwicklungsprojekt (hier die visuelle Prozessdokumentation des Projekts ePUSH) zu beteiligen. So stelle ich mir eigentlich das Studieren vor – an einer Universität nach Humboldtschem Ideal: Im Sinne der Verkoppelung von Lehre und Forschung halte ich es für überaus gewinnbringend, Forschungsprojekte mit den Inhalten der Lehre zu verbinden und Studierende an solchen zu beteiligen oder dazu zu bewegen, selbst solche zu inszenieren.

Ich lieferte eine allgemeine Einleitung in das sehr vielschichtige weite Seminarthema, zeigte diverses Anregungsmaterial (das später durch eigene Fund- und Recherchestücke der Studierenden erweitert wurde; siehe del.icio.us/tag/visual_knowledge_culture) und machte erste Vorschläge für mögliche Projektarbeitsthemen. Dann sollten die Studierenden selbst aktiv werden.
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Es lag nahe multi- und hypermediale, visuell durchdachte Präsentationsformen für die eigenen Forschungsprojekt zu entwickeln, dafür fehlte es einigen Teilnehmern aber an KnowHow. Deshalb wurden 3 Seminartermine in Workshoptermine verwandelt, in denen – auf die einzelnen Projektvorhaben abgestimmtes – KnowHow in den Bereichen Bildberabeitung, Video-Editing und Flash-Design vermittelt wurde (Dank nochmals an die Workshopdozenten und die Tutorin!!). Diese Maßnahme hat sich im Nachhinein als sehr produktiv erwiesen (und wurde von den Teilnehmern in der abschließenden Feedback-Runde auch entsprechend gelobt und zur Nachahmung empfohlen).

Ganz entgegen meinen Erwartungen an derartig offene Seminare (in denen Studierende „machen müssen, was sie machen wollen„) sind die Teilnehmer doch sehr eigeninitiativ geworden. Es sind im Verlauf des Seminars sehr interessante Projekte entstanden, in denen schätzungsweise 85-90% der Teilnehmer wirklich intrinsisch motiviert arbeiten und zum Teil noch über das Semester hinaus weiterarbeiten wollen. Sehr wahrscheinlich wird semesterübergreifend weitergearbeitet am Projekt „CommSy4Kids“, indem es darum geht, im Rahmen des Hamburger SchulCommSy eine visuelle Oberfläche für den Gebrauch in der Grundschule zu gestalten. Sicher auch das oben per Bild zitierte Projekt, in dem sogennante „virtuelle“ Repräsentationen unserer Fakultät (in google-maps, s.o.; life.epb.uni-hamburg.de oder auch des ePUSH-Projektbüro in secondLife) mit dem „real life“ an der Fakultät verwoben werden. Bitte aufmerksam weiterverfolgen, dieses Projekt wird noch Spuren in RL hinterlassen … Auch die visuelle Prozessdokumentation des Projekts ePUSH hat eng mit dem Seminar zu tun. Hier werden in Kürze auch erste Ergebnisse auf life.epb.uni-hamburg.de zu sehen sein.

Es kommt wirklich selten vor, dass ich in der letzte Sitzung eines Seminars gefragt werde, in welchem Rahmen an den begonnenen Projekten weitergearbeitet werden könnte. Hier hat es solche Interessen gegeben und ich freue mich, einige der Teilnehmer im Seminar „ausgewähte Probleme …“ im Wintersemester wieder zu sehen und den Fortgang der Projekte beobachten zu können.

Insgesamt hat das Sommersemester großen Spaß gemacht. Ich habe wieder viele wirklich interessante, mit spürbarem Engagement erarbeitete Vorträge und Präsentationen gesehen und viele interessante Menschen mit vielen interessanten Ideen kennengelernt (und zum Teil gleich als Mitarbeiter in unseren Projekten verpflichten können – Stichwort „studiennahe Erwerbsarbeit“) und habe wieder die Hoffnung, dass sich Forschung und Lehre sinnvoll verbinden lassen – ich hege sogar Hoffnungen, dass das auch unter BA/MA-Bedingungen gelingen kann. Vielleicht mit etwas mehr Phantasie als vorher …

Zu den Ringvorlesungen im SoSe 08 ein andern Mal …